
A 2000, 35 mm, Mono, 79 min, OmU
Regie u. Buch: Edgar Honetschläger
Kamera: Norbert Artner, Edgar Honetschläger, Karl Neubert
Schnitt: Kurt Hennrich
Musik: Penguin Cafe Orchestra
Produktion: Fischer Film
Erzählt von Yukika Kudo
"Menschen
schlafen. Ich bin froh, ich spiele herum. In der Zwischenzeit
Verkehrsstau. Ich bin eine Kakerlake," sagt Yukika, während sie auf
einem Boot durch die Kanäle Tokyos fährt. L + R ist eine
Liebesgeschichte. Eine Reise, ein Essay - von A bis Z erzählt von einer
jungen japanischen Frau. Sie ist nicht bereit ihre Welt durch die Augen
des westlichen Regisseurs zu sehen. Für sie ist Zeit - Hier und Jetzt.
Unmittelbare digitale Bilder und nie zuvor gezeigtes Archivmaterial aus
den 1940'igern weben einen bunten Teppich der Liebesgeschichte (Drama)
zwischen Ost und West, einem Mann einer Frau, L + R ( Leis, Reis).
Ein leichtherziger, aber auch ernster Filmessay über Mißverständnisse
zwischen Japanern und Menschen aus dem Westen und vice versa. Ein Film,
der bewußt vermeidet ein Dokumentarfilm zu sein, aber auch ein gutes
Stück entfernt bleibt vom Doku-Drama. Eine persönliche Erzählung über
die Nachkriegszeit in Japan, die trotz ihrer leichten satirischen Züge
eine Liebeserklärung an dieses Land mit seiner außergewöhnlichen Kultur
und seinen außergewöhnlichen Menschen ist.
Eine charmante junge Japanerin (Kudo Yukika, die auch in Honetschlägers
Milk spielte, der letztes Jahr in Rotterdam gezeigt wurde) hilft die
Geschichte von A bis Z zu erzählen, widersteht aber dem, wie sie es
formuliert, allzu westlichen Blick des Filmemachers.
Neues und altes Material (mit wunderbarem, unbekanntem
Spielfilm-Material) sind verwoben in eine Liebesgeschichte zwischen Ost
und West, zwischen einem Mann und einer Frau, zwischen L+R (die in der
japanischen Aussprache austauschbar sind).
Mit visuellem Vergnügen sind viele kuriose Details und amüsante
Situationen in den Film eingebaut, ohne vom spezifischen Ton des Films
abzuschweifen. Mittels Märchen, Anekdoten, wahren Geschichten und
Zeugen, fährt der Film fort die gelegentlich sehr unterschiedlichen
Annäherungsversuche zwischen Ost und West deutlich zu machen. Rotterdam
wird dem Film heuer sehr gerecht werden, da so viele und
außergewöhnliche japanische Filme heuer gezeigt werden.
Die junge Frau: "Warum stellst Du so sonderbare Fragen?
Warum ich das tue? Ich weiß es nicht. Europäer brauchen immer eine
Erklärung."
Gertjan Zuilhof (Programmierer des
Int. Filmfestivals Rotterdam)
"Mein Anliegen war es und ist es, einen Zugang zu Japan zu ermöglichen,
der aus persönlicher Erfahrung heraus versucht, ein Bild zu prägen, das
Berichtetes und Gelerntes relativiert, ohne didaktisch oder
lehrmeisterlich zu wirken. "97 - (13 + 1)", und der Film "MILK", sind
einerseits Versuche sich dem Phänomen der Japan-Rezeption im Westen zu
nähern und spielerisch Fragen über die Richtigkeit von Wahrnehmung zu
stellen, andererseits, die eben vorher angesprochenen Extreme von einem
anderen Blickwinkel aus, zu betrachten."
Edgar Honetschläger
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