Im Westen der Ukraine nahe der Grenze
zu Rumänien liegt Czernivzi, eine entlegene Stadt in der Mitte Europas. Früher
hieß sie Czernowitz und gehörte als Hauptstadt des Kronlandes Bukowina zur
österreichisch-ungarischen Monarchie. In Czernowitz lebten Menschen
verschiedener Nationalitäten, Sprachen und Kulturen miteinander: Ukrainer,
Rumänen, Deutsche, Polen, Huzulen. Beinahe die Hälfte der einst 150.000
Einwohner von Czernowitz waren Juden. Nur wenige von ihnen überlebten die von
Deutschen und Rumänen 1941 verordnete Deportation in die Lager Transnistriens.
Vor sechs Jahren drehte Volker Koepp hier den Film HERR ZWILLING UND FRAU
ZUCKERMANN. Rosa Roth-Zuckermann und Mathias Zwilling gehörten zu den letzten
noch im alten Czernowitz geborenen Juden, die den Krieg und die Lager überlebt
hatten und in ihrer Stadt geblieben waren.
Die im vergangenen Jahrhundert aus der
Bukowina geflüchteten Juden haben Exil in vielen Teilen der Welt gefunden. In
ihren Familien wirken die Erinnerungen an Menschen, Lebenswelten und
Landschaften nach. Mit Emigranten und Kindern von Emigranten kehrt DIESES JAHR
IN CZERNOWITZ dorthin zurück. Der Cellist Eduard Weissmann macht sich von
Berlin aus auf den Weg, aus Wien kommen die Schwestern Evelyne Mayer und Katja
Rainer, aus New York der Schauspieler Harvey Keitel und der Schriftsteller
Norman Manea. Die Fahrt zu den mythischen Orten ihrer Herkunft führt sie nicht
nur in die Vergangenheit, sondern auch in die Gegenwart, zu Menschen, die
heute in Czernowitz leben, zur ukrainischen Studentin Tanja und dem beinahe
90jährigen Deutschen Johann Schlamp.