Seit 1974 läuft die Radioshow A Prairie Home Companion im
US-amerikanischen Hörfunk. Zwei Stunden lang gibt es Musik von Live-Bands,
Gesang, erfundene Werbespots, die Abenteuer des Privatdetektivs Guy Noir und
witzige Geschichten aus dem erfundenen Ort Lake Wobegon. Gesendet wird live
und vor Publikum, in Studios auf der ganzen Welt. Robert Altmans Film,
basierend auf dem Drehbuch des Showgründers Garrison Keillor, setzt dort
ein, wo die Radiosendung endet: Nach 30 Jahren soll A Prairie Home
Companion völlig überraschend eingestellt werden.
Robert Altmans Filme sind auf Klein- und Kleinstbereiche menschlichen
Zusammenlebens fixierte, aber eben deswegen überaus scharfsichtige
Einblicke. Diesmal ist es wieder einmal das traditionelle und reaktionäre
Amerika, das Altman ins Visier nimmt: Die Radiosendung A Prairie Home
Companion soll nach 50 Jahren abgesetzt werden, die Crew erfährt erst
während der Vorstellung, dass es die letzte sein soll. In dieser
Ausnahmesituation lässt die heuchlerische, kleinbürgerlich-verbrämte
Gesellschaft ihre Masken fallen, und Altman ist in seinem Element: Auf der
einen Seite demaskiert er das Lächerliche der Charaktere, indem er sie
einfach sprechen und vor allem singen lässt. Auf der anderen Seite zollt er
der inszenierten Grundlage Tribut, indem er die „postmodernen“ Elemente
übernimmt: So schleicht Kevin Kline als Detektiv der 50er Jahre durch das
von Zitaten durchtränkte Bild und hört allen Ernstes auf den Namen Guy Noir,
während Virginia Madsen als „Dangerous Woman“, ebenfalls ein
Noir-Anachronismus, als glückloser Schutzengel geisterhaft durch die Sendung
gleitet. (Thomas Hajduk)
A Prairie Home Companion
ist eine wunderbar kurzweilige und nostalgische Mischung aus Radio und
Theater auf Film, die, obwohl ursprünglich auf HD gedreht und auf 35 mm
übertragen, schön anzusehen und, in allererster Linie, schön anzuhören ist,
kurz: Unterhaltung auf bestem Niveau. Trotz aller von Melancholie geprägten
Momenten der Vergänglichkeit wird eine tiefe Zuversicht ausgedrückt und der
Zuschauer gut gelaunt und wippenden Fußes nach Hause geschickt: „The show
must go on.“
(Andreas
Becker, Filmstarts.de)